Donnerstag, 31. Juli 2003, 20:31 Uhr
Bulkware
. — Schon älter, aber hübsch: die
Seite ohne Bock. – Immer wieder gut: das Dictionary von
LEO. – Allerhand IT-Nachrichten haben
Heise und
Intern. – Basics about Blogs:
A und
B. – Zum Zocken zwischendurch:
C,
D und
E. – Zur Analyse von E-Mail-Headern ein
Tutorial. – Zur Verfolgung des grausigen Gesindels die
Whois-Abfrage von Cyberabuse.
Mittwoch, 30. Juli 2003, 21:05 Uhr
Scheißtage
. — Ich habe die Fresse dick. Und das nicht nur metaphorisch. (Zwar ging die Schwellung schnell weg, doch dient das Bevorstehende in keiner Weise der Erheiterung. Endet jede Evolution in einer Hölle?) Kläglich. Erbärmliche Tage. Kleiner Trost in alter Allegorie: Ich bin ein Tiefseefisch und lümmel mich sorglos auf dem Meeresgrund. – Donnerstag: Haben Tiefseefische Migräne? Erfreulich einzig die aparte
Claudia Bettinaglio, eben zum Pressegespräch getroffen. Tiefseefische träumen nicht. Wenn jemand nach mir fragt, ich bin im Bett. Dann Nachtarbeit. – Freitag: Erquicklicher, tutende Schiffe.
Sonntag, 27. Juli 2003, 23:45 Uhr
Ressourcen
. — Nachdem mir
IMDb nahegelegt hat, auf das Freiluftkino auf dem Rathausmarkt zu verzichten, was mir leicht fiel, da ich mich da neulich fast schon gelangweilt hätte, verbringe ich den Abend also zu Hause, schreibe schaurige Sätze und stelle fest, dass ich in den letzten zehn Tage fünf Ereignisse verschmäht habe. Dabei wollte ich itzo nur auf eine Jazzlied-Datenbank hinweisen.
Da. Ist nicht schlecht, erreicht aber nicht die eingangs erwähnte Filmdatenbank. Leider hat es auf der Site nur die Titel, nicht die Texte. Dabei meine ich mich zu erinnern, dass das früher anders war. Aber früher war manches anders. Früher gab es beispielsweise keine
fünf Millionen Arbeitslose.
Sonntag, 27. Juli 2003, 20:19 Uhr
Trash
. — Was macht eigentlich Muhammed Saeed al-Sahaf, ehedem Informationsminister des Irak? Auskunft und Blüten gibt’s auf dieser
Site. „We are winning! Don’t believe anything!“
Sonntag, 27. Juli 2003, 19:45 Uhr
Trägheit II
. — Jemine, hatte mir für Freitag und heute ausgedacht, das eine oder andere Event zu besuchen, und habe es dann doch nicht getan. Nun ist noch nicht aller Abende, aber es ärgert mich ein wenig, dass mir in solchen Sachen die Entschlossenheit fehlt. Gut, um mich auf Parties zu amüsieren, braucht es schon ein besonderes Wohlbefinden, welches mir gerade abgeht, aber die Erfahrung sagt, dass es klappen kann. Selbst wenn es nicht klappt, wäre es doch eine Leistung gewesen. Dabei ist mir Leistungsdenken suspekt, lieber lasse ich mich zu einem
Diem perdidi hinreißen.
Mittwoch, 23. Juli 2003, 00:54 Uhr+1
Tenuto
. — Auch das soll hier bekundet werden. Heinrich S. ist einer der anständigsten Menschen, die ich kenne.
Dienstag, 22. Juli 2003, 16:59 Uhr
Tremolo
. — Zwischen der Arbeit ist es erhebend, Charlie Parker zu hören und im „Faust“ zu blättern. Nehmen wir heute einmal Mephistopheles: „Nun sind wir schon wieder an der Grenze unseres Witzes, da wo euch Menschen der Sinn überschnappt. Warum machst du Gemeinschaft mit uns, wenn du sie nicht durchführen kannst? Willst fliegen und bist vorm Schwindel nicht sicher? Drangen wir uns dir auf, oder du dich uns?“
Dienstag, 22. Juli 2003, 01:06 Uhr+1
Tigerfell
. — Mit der Ex-Besten-Freundin einen einigermaßen trostlosen Austausch melancholischer Befindlichkeiten, Rapporte und Performance sowie Diskurs übers Älterwerden. Sie zur Bahn gebracht, selbst auf Schusters Rappen nach Hause, dabei die Trostlosigkeit der Heimatlosen wahrgenommen und ein Gemälde des verlassenen Fleetinselfests.
Freitag, 18. Juli 2003, 21:07 Uhr
Teigwaren
. — Der Mopo eine Serie über hiesige Krimiautoren angeboten. Gunter Gerlac
h getroffen; netter Kerl, schreibt witziges Zeug. Szene aus seinem aktuellen Buch: „Sie runzelt die Stirn. Verdammt, jetzt sehe ich es erst. Diese Brötchen sehen aus wie weibliche Geschlechtsteile. Das ist mir vorher nicht aufgefallen. Die darf ich nicht nehmen. Unter keinen Umständen. Das sieht ja aus, als kaufe ich sie nur deshalb. Darum zieht sie also die Stirn hoch, lässt ihren Haarhelm tiefer rutschen. Sie sieht mich an wie jemanden, der Brötchen nur kauft, weil sie wie weibliche Geschlechtsteile aussehen. Sie sieht mich an wie jemanden, der es mit Brötchen treibt.“
Freitag, 18. Juli 2003, 09:04 Uhr
Zeiten
. — Das ist der Anfang der Anarchie. Mein Funkwecker meldet 9:24 Uhr, Telefon, Rechner und Handy 9:04 Uhr, die Küchenuhr schlägt 9:12 Uhr vor. Wo beziehen PC und Telefone eigentlich ihre Signale? Das sollte man mal prüfen. Eine halbe Stunde später: Funkwecker folgt inzwischen wieder der offiziellen Zeit, gemäß
Atomuhr. Seltsam. Doch wenn man wenig Zeit hat, sollte man darüber wohl besser nicht nachdenken.
Donnerstag, 17. Juli 2003, 21:08 Uhr
Hitzeskizze
. — Schon ein paar Jahre alt: Die Hitze ist unerträglich. Zwölf Tage dauerte das nun schon, zwölf Nächte ohne Schlaf. Die Stadt geht gebückt, gleicht einem surralistischen Stummfilm. Wer nicht muss, rührt sich nicht. Längst hat die Hitze die Wohnungen durchdrungen. Selbst die Nacht bringt keine Linderung. Die Menschen trinken um ihr Leben. Die Kleidung klebt am Leib. Alte Leute im Unterhemd, andere mit freiem Oberkörper. Niemand stört sich an den Nackten. Unter Sonnenschirmen nicken die Leute ein, werden vom Durst wach. Einige Nimmermüde durchstreifen die Straßen, um sich umzusehen, um sich wichtig zu tun, um Frauen anzufassen. Kranken wird nicht mehr geholfen. Vor einer Woche hatte man sie wenigstens in den Schatten gezogen. Strafgefangene entsorgen Kadaver. Notausgaben der lokalen Presse. Noch funktioniert die Wasserverorgung.
Donnerstag, 17. Juli 2003, 11:21 Uhr+1
Präludium
. — Da sitze ich nun, ich armer Tropf! Eine dröhnende Unmut ist herbeigeeilt, bestürmt meine Dünung wandernder Wörter und beunlustigt anstehende Strandspaziergänge. Das bleibende Tosen der Brandung, es ersetzt vorzüglich die Schellenklänge, ruft mich zur Besinnung: Mir ist eine Inszenierung aufgetragen, die der Ichferne Ausdruck verleihen soll. Verstört und angespannt blickt es aus meinem müden Haupt, auf der rechten Hand gelagert, nach dem sich verweigernden Stern. – So eröffnete also mein Werk, das Fragment, das vor zehn Jahren ein Roman werden sollte. Wie sich Polyphonie einstellte, lesen Sie im
Kommentar.
Mittwoch, 16. Juli 2003, 20:44 Uhr
Fugen
. — Ich liebe Fugen, habe nachgerade eine närrische Freude an ihnen. Fugen bringen den Geist auf Vordermann und die Welt in Ordnung. Johann Sebastian Bach und Max Reger. (Letzterer sagte, hundert Fugen müsse man schreiben, dann erst könne man was. So viel zu meinem Kontrapunkt-Studium. Immerhin sollte mein erstes literarisches Werk, ein Fragment natürlich, die Form der Fuge imitieren.) Ich höre das „Wohltemperierte Klavier“, Präludium in Es-Dur, BWV 852, eine Doppelfuge. (Ich sollte das öfters tun. Und über Beethoven, Mahler und Webern schreiben und über Kaikhosru Sorabjis „Opus Clavicembalisticum“.)
Montag, 14. Juli 2003, 19:42 Uhr+4
Changing
. — Zur Nachtarbeit mochte ich manchmal
Jazzradio.net recht gerne. Nu soll das kosten? Danke, nein danke. Zudem hatte der Sender mit Anika Z*etl*w eine adrette Attraktion verloren. (Meine liebste E-Mail von ihr: „wie jetzt??? werd bloß nicht pervers!!“)
Montag, 14. Juli 2003, 12:54 Uhr
Blues IV
. — You don’t know what love is / Until you know the meaning of the blues / Till you love the love you had to lose / You don’t know what love is.
Sonntag, 13. Juli 2003, 10:58 Uhr
Ungebührlich
. — „Die Verschwendung der Rundfunkgebühren“, so einen Bericht würde ich gerne einmal lesen. Man muss nicht immer gleich von Zeitgeistnutten, Schwuchteln und jenem Inkassohaufen reden, dem vermutlich stärksten Argument gegen die Rundfunkgebühren, eine Analyse der Ausgaben und Qualitäten würde wohl genügen. Was zum Beispiel die Berichterstattung zur Loveparade betrifft: Selbst Viva präsentierte sich professioneller, weniger infantil.
Sonntag, 13. Juli 2003, 10:37 Uhr
Gebührlich
. — Aus einem Interview mit Walter Schmidinger, F.A.S. vom 15. Juni: „Ja, das stimmt. Das Ensemble hat darauf beschlossen, mich zu verprügeln. Dazu kam es aber nicht, ich weiß gar nicht mehr, wieso. Diesen Kollegen fand ich einfach nicht begabt, ich fand unmöglich, wie der Theater spielt, und ihn selber auch. Bin dann auf die Beleuchterbrücke und habe heruntergepinkelt. Während einer Aufführung. Natürlich spricht sich so etwas schnell herum. Ich fand das ja auch sehr schick, so außergewöhnlich zu sein, so verrückt zu sein, nicht wissend, dass mir das später schaden kann und als Krankheitsbild ausgelegt wird. Ich habe viele solcher Verrücktheiten gemacht, und zwar aus dem Gefühl des Größenwahnsinns heraus. Ich wurde ja nach dem ersten Erfolg absolut größenwahnsinig.“
„Mein größtes Talent ist es, bewundern zu können. Ich bewundere an Menschen ihre Liebesfähigkeit, ihre Einsamkeit, ihre Verzweiflung und Not, ihre Hoffnungen, ihren Irrsinn. Ich bewundere, wie jeder einzelne Mensch in seinem Leben, in seinem Beruf besteht, wie er das aushält, was er bewerkstelligt, was er macht,
wünscht und was ihm nicht gelingt. Ich bewundere das. Restlos.“ (Ebd.)
Freitag, 11. Juli 2003, 00:48 Uhr
Sommershow
. — Das Schmid
t stellte seine Sommershow vor. Dabei eine Zauberassistentin, die einen Freiwilligen aus dem Publikum brauchte. Eigentlich ein Elend. Aber von Chantall wäre ich gerne gefragt worden, ob ich mit auf die Bühne kommen wolle. Ich hätte ihr nämlich geantwortet: Nee. Aber mit hinter die Bühne. – Zu viele Weiber? Ach was, begreifen Sie es als Motiv oder Spleen. Dann würde ich auf Walter Benjamin verweisen: „Spleen ist der Staudamm gegen den Pessimismus.“
Samstag, 5. Juli 2003, 20:37 Uhr
Le Tour II
. — Statt der Tour schaute ich mir den
Schlagermove an. Schöne Sause und einige schöne Schnecken, einige sogar mit nettem Lächeln. (Der Gruß des Tages geht an Jutta aus Maschen.)
Samstag, 5. Juli 2003, 14:52 Uhr+2
Le Tour
. — Heute startet die
Tour de France. Fand ich Radrennen früher langweilig, erlebe ich sie mittlerweile als spannend und entspannend. Neben Curling meine liebste Sportart im Fernsehen, auf Eurosport freilich nur. Als
Kommentar ein Bild von Dave Lawrance aus dem Jahr 2001, das Lance Armstrong und Jan Ullrich beim Anstieg nach Luz-Ardiden zeigt.
Samstag, 5. Juli 2003, 12:13 Uhr+1
Cinematic Orchestra
. — Sicher, neue Soundtracks zu alten Filmen gab es schon des Öfteren; war meist auch nett. Was jedoch Jason Swinscoe und sein
Cinematic Orchestra mit „Man With A Movie Camera“ abgeliefert haben, ist phänomenal, ein Meisterwerk. Allein der Film von Dziga Vertov ist klasse, zeigt auf beeindruckende Weise die Vielfalt des urbanen Lebens in der Sowjetunion im Jahr 1929. Die Musik allein ist auch klasse, eine faszinierende Fusion aus Jazz, Triphop und Clubmusik. Doch die Kombination von Bild und Ton ist sensationell, eine bewegende und glückliche Allianz. Auf wundervolle Weise bestärken Film und Musik einander und holen das Leben ein.
Samstag, 5. Juli 2003, 12:12 Uhr
Cookies
. — Hervoragende Konzerte: Jonas Hellborg mit Ginger Baker beim Jazzfestival in Neuwied, David Murray ebenda, Kevin Mahagony im Birdland. Wichtig auch Elisabeth, 20. Jazzfestival in Moers, Chet Baker beim Jazzfestival in Frankfurt, Modern Jazz Quartet in der Kölner Philharmonie, Miles Davis ebenda, McCoy Tyner in der Musikhalle, Fred Frith in der Fabrik, Joe Zawinul ebenda. Fortsetzung folgt.
Mittwoch, 2. Juli 2003, 10:53 Uhr
Richtigstellung
. — Irgendwie war das nicht mehr mein Text. Hier das Original:
Bernd Stelter (42) ist nicht nur ein routinierter Radiomann und seit Jahren festes Ensemblemitglied von „7 Tage, 7 Köpfe“, sondern auch Familienvater. Und eben davon berichtete „Berniebärchen“ im St. Pauli-Theater. Das Haus am Spielbudenplatz war voll und das Publikum aus dem Häuschen. Stelter plauderte, spielte und sang und blieb bei alldem Kumpel. Die Leute lieben ihn dafür und am Ende beantwortete er Fragen und gab Autogramme bis zum Abwinken. // Das Familienleben also. Eigentlich sei es harmonisch, meinte Stelter. Auch mit seiner Frau. „Wir finden da immer einen Kompromiss. Der lautet dann: Nee, machen wir nicht.“ Und als der Filius am Frühstückstisch fragte, was es mit der Tournee auf sich habe, warum der Papa so lange weg sei, erklärte die Mutter, dass Papa ein Künstler sei. Worauf der Spross entgegnete: „Papa is ne Knackwurst.“ Diese Aussage wurde Programmtitel. // Und wenn die Tochter dem Vater ihren ersten Freund vorstellt? Dann kämpft der mit seinen Gefühlen und empört sich: „Wenn der hier übernachten will, mache ich einen Aufstand.“ Woraufhin seine Frau nur meinte: „Wenn der hier übernachten will, machst du ihm das Bett.“ Er: „Ich mache mich strafbar.“ Sie: „Du machst dich lächerlich.“ // Die Familie beim Einkaufen. Eigentlich war der Vater gut vorbereitet, hatte sich eine Route zurechtgelegt, die Spielzeug-, Handy- und Burgerläden weiträumig umgeht. „Das klappte alles ganz gut. Bis wir an einem Schuhgeschäft vorbeikamen. Da verlor meine Frau die Beherrschung.“ Und die Familie im Urlaub? „Eltern und Kinder können durchaus einen schönen Urlaub zusammen haben. Bedingung: getrennte Anreise.“ // Mit kleinen Kostümierungen stellte Stelter verschiedene Vatertypen vor. Zwischendurch griff er zur Gitarre, um Familien-, Trink- und Wiegenlieder vorzutragen. Was bei anderen Kabarettisten meist abtörnend wirkt, konnte sich bei ihm hören lassen. Vermutlich wäre Berniebärchen sogar als Schlagersänger erfolgreich. Obwohl er nicht die Aura eines großen Entertainers hat, gehört Stelter doch zu den besseren Unterhaltern in der Republik.