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Nolls Marginalien

 

Nolls Passage

August 2003September 2003
Donnerstag, 28. August 2003, 19:11 Uhr

Heimatmuseum

. — Meine ersten Artikel habe ich mit Schreibmaschine getippt. Durchschlag behalten und Original in die Redaktion gefahren. Das war vor 14 Jahren. Für die Rhein Zeitung. Mit Jürgen Sieler als einem herausragenden Chef. Später auch noch für die Oberhessische Presse. Die zahlten damals schlappe 20 Pfennig pro Zeile und 10 Mark pro Foto.
Donnerstag, 28. August 2003, 10:37 Uhr+3

Heldenplatz

. — Als eine Bekannte ein älteres Bild von mir sah, meinte sie, ich hätte Ähnlichkeit mit Manuel Andrack, dem Redaktionsleiter der Harald Schmidt Show. Ein guter Mann, keine Frage. Doch hätte sie nicht mit gleichem Recht oder Unrecht auf Schmidt verweisen können? So verleugnete sie meine sporadischen Entertainmentqualitäten. – Zu „Schmidt“ fällt mir ansonsten und zuvörderst natürlich der Roman von Louis Begley ein.
Dienstag, 26. August 2003, 20:28 Uhr

Spam III

. — Ein Arschloch weniger. Nachricht aus Brasilien: „According to our records, your request has been solved.“
Dienstag, 26. August 2003, 19:57 Uhr

Sackgasse

. — Mein Haar wird grauer. Das torpediert meinen Lebensplan: Ich bin mit den 18-Jährigen noch nicht durch.
Dienstag, 26. August 2003, 19:56 Uhr

Bellevue

. — Immer wieder überrascht, wie viele hübsche Frauen es in Neuwied hat. Ein besonderer Schlag, womöglich kleinstädtisch, unverkrampft und reizvoll, ein Schlag, der sich durchaus auch für mich erwärmen könnte. Mithin fragte ich mich, ob eine Rückkehr in die alte Heimat vorstellbar wäre.
Sonntag, 24. August 2003, 17:38 Uhr

Sozialstation

. — Es ist zum Kotzen mit diesen kapitalen Klugscheißern, die den Kahlschlag in der Sozialpolitik üben. Kündigungen, Kürzungen und Rekordgewinne. Einzig der Profit zählt, die Menschen verkümmern. Wenn schon niemand mehr Marx liest, sollten sich wenigstens die Bonzen einmal The Big One von Michael Moore anschauen. Besser noch: Es wird ihr Vermögen kassiert, damit sie einmal selbst erfahren, wie sich Armut und Arbeitslosigkeit anfühlen. (Schließlich sollten die Medien unbedingt Moores Idee von der Urkunde für Unternehmen mit dreistem Personalabbau aufnehmen. Auch wäre eine Studie interessant, die sich anschickt, Börsenspekulation als eine Form des Terrorismus zu deuten.)
Dienstag, 19. August 2003, 13:14 Uhr

Arbeitsamt

. — Dieses Land hat mehr als fünf Millionen Arbeitslose und großzügig geschätzt fünfhunderttausend freie Arbeitsplätze. Und doch geht es nun offenbar darum, die Arbeitslosen zu schröpfen und zu schikanieren. Das ist weder volkswirtschaftlich noch moralisch zu rechtfertigen. Das ist der Ausverkauf des Sozialstaates. (Ich fürchte, dass mit dem euphemistischen Begriff der Arbeitslosigkeit ihre Bedeutung eklatant verkannt wird. Zudem halte ich die neue Regelung der Zumutbarkeiten nicht nur für unzumutbar, sondern auch für unvereinbar mit dem Grundrecht auf freie Berufswahl.)
Dienstag, 19. August 2003, 13:10 Uhr

Recyclinghof

. — Backwaren ließ sich meine Oma stets in eine eigens von ihr dafür aufbewahrte Papiertüte einpacken.
Dienstag, 19. August 2003, 12:45 Uhr

Schrottplatz

. — Innensenator Schill geschasst. Recht so, war überfällig. Eine Peinlichkeit weniger für die Hansestadt.
Montag, 18. August 2003, 19:03 Uhr

Trauer

. — Paul ist tot, mein Avocadobaum.
Montag, 18. August 2003, 18:08 Uhr

Kreisel

. — Anruf eines Künstlers. Ihm habe meine Kritik gefallen. Ob ich noch mehr zum Programm zu sagen hätte, meine kompetente und kritische Meinung sei ihm wichtig. Und das meinte der ernst. Ob ich ihm einen Beratervertrag faxe? – Dazu diese Anekdote: Vor Jahren reklamierte ein Liedermacher meine Kritik, legte drittklassige Besprechungen zweitklassiger Zeitungen und anderes Zeugs bei. Ein Jahr später erhielt ich erneut einen Brief: Ich hätte Recht gehabt.
Montag, 18. August 2003, 17:51 Uhr

Endstation

. — Täglich Kress gehörte zur Pflicht. Ab September nicht mehr. Der Branchendienst wird kostenpflichtig.
Samstag, 16. August 2003, 03:21 Uhr

Hohler Weg

. — Wenn Dir eine Frau zum Abschied über die Wange streicht, bedeutet das: „Du bist ein netter Kerl.“ Und im Sinne der Evolution ein Verlierer.
Mittwoch, 13. August 2003, 19:41 Uhr+1

Ringelpiez

. — Georg Ringsgwandl. Vermulich ein Kasperl, aber manche seiner Lieder verfolgen mich. Etwa Zeitalter der Toagbatzen: „Der Kerl spricht zu Millionen und ist dümmer als mein Hund, doch der Mensch besteht darauf, es gibt ein Recht auf Schund. (...) Alter, wieviel Uhr ist es: Es ist das Zeitalter der Toagbatzen.“ Oder Wia de Johr vorbeigehn: „Aber mir, mir is des alles Wurscht, i kaaf ma a Hoibe für mein Durscht, weil, ändern tuat se sowieso nix, Prost, mei Freind, wos soi’s?“ Und zur Nachricht Biker fasst Frauen an Po passen Gaggerlfidel und Hühnerarsch, sei wachsam.
Mittwoch, 13. August 2003, 13:56 Uhr+3

Nostalgie

. — Ach, war sie schön, die unbeschwerte Studentenzeit. Mit intellektuellen Fantasien und Freiräumen, mit Benjamin, Mahler, Mitbewohnern, Waits, Whisky. In Marburg. Damals hauste ich im Forsthof, in der Oberstadt, unter dem Schloss. Manche, manchen und manches sähe ich gerne wieder, voran S., Theologie und Medienwissenschaft. Vielleicht hätte ich doch promovieren sollen, an der Uni bleiben. Einen Gruß an das Fräulein H., an Prof. Dieter Bänsch und an all die anderen.
Dienstag, 12. August 2003, 23:23 Uhr

Dienst II

. — Missratene Revue von Max Raabe, miserabler Platz vor Lautsprecher. Das Premierenpack klatschte, glaubte eine Gaudi zu erkennen. Der Depp neben mir, der sich für einen Kritiker hielt, die ganze Bagage, die sich so wichtig nahm, der Fotograf mit lautem Verschluss, die Tante mit Fächer, sie alle nervten. Hat man je eine schöne Frau mit Fächer gesehen?

„Seichte Seligkeit“ versprach Max Raabe im Programmheft. Und es gab dann eine selige Seichtheit, so recht nach dem Geschmack des Premierenpublikums. Die Welt-Uraufführung der „Palast Revue“ mit dem Palastorchester und seinem Sänger Max Raabe fand im Thalia Theater reichlich Wohlwollen. // Für den Erfolg der Revue hat es im Wesentlichen drei Gründe: Max Raabe, der nach wie vor mit sicherer Intonation und gewitzten Conférencen beeindruckt, den Charme und Witz der Couplets aus den Zwanziger und Dreißiger Jahren sowie die dekorative Geigerin Hanne Berger, die man in fünf verschiedenen Abendkleider betrachten durfte. // Deutlich schwächer fielen manche Arrangements, die Auftrittte des neunköpfigen Ballettcorps und andere komödiantische Einlagen aus. Zu einer ordentlichen Revue fehlte da einiges. Ohnehin wäre zu fragen, ob Raabe mit Weniger nicht Mehr erreicht hätte. Schließlich ist die Brillanz seiner Bühnenfigur dem Minimalismus geschuldet. // Gleichwohl: Wer Max Raabe noch nicht erlebt hat, sollte die Chance ergreifen, wer ihn schon des Öfteren gehört hat, kann getrost zu Hause bleiben.
Samstag, 9. August 2003, 10:30 Uhr

Jubiläum

. — Einhundert Beiträge. Eigentlich dachte ich, das mit einem Relaunch zu feiern. Doch erstens sind mir solche Aktionen irgendwie suspekt, da ihnen mitunter Untergänge folgen, zweitens fehlt mir derzeit die Zeit und drittens hat sich diese meiner noch nicht erbarmt.
Samstag, 9. August 2003, 09:46 Uhr+1

Möpse

. — Ein annoncierter Flashmob ist witzlos. Was womöglich ehedem ein Spaß war, führt sich selbst ad absurdum.
Freitag, 8. August 2003, 10:46 Uhr

Spam II

. — Diese doofen Spammer. „You have received this notice because you have ordered a product from XY or an affiliate of XY or signed up to receive offers from an affiliate of XY.“ Das ist gelogen. Und wäre ich auf die Angebote zur Penisvergrößerung eingegangen und würde das Zeugs funktionieren, mein gutes Stück schleifte längst auf dem Fußboden. Dann träfe „Your partner will be astounded“ zu, nicht aber „No side effects”. Doof auch die Aufforderung zum „Remove yourself”. Zu entfernen sind die Spammer. Ich schlage einen Gulag für Arschlöcher vor.

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