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Nolls Marginalien

 

Nolls Passage

August 2010September 2010
Freitag, 13. August 2010, 16:00 Uhr

Weggeschrumpft

. — „Ach, armer Yorick“, ruft Hamlet, „wo sind deine Schwänke? deine Sprünge? deine Lieder, deine Blitze von Lustigkeit? Alles weggeschrumpft?“
Samstag, 7. August 2010, 10:58 Uhr

Jawohl

. — Nicolas S. Chamfort, Maximes et Pensées, Caractères et Anecdotes: „Es gibt eine Schwermut, die gehört der Größe des Geistes zu.“
Samstag, 7. August 2010, 10:44 Uhr

Metablogger XL

. — Émile Michel Cioran, Die verfehlte Schöpfung: „Jeder Beginn einer Idee entspringt einer unmerklichen Verletzung des Geistes.“
Samstag, 7. August 2010, 10:39 Uhr

Metablogger XXXIX

. — „In Monologen“, exerziert Hegel, „ist es das einzelne Innere, das sich in einer bestimmten Situation der Handlung für sich selbst objektiv wird. Sie haben besonders in solchen Momenten ihre echt dramatische Stellung, in welchen sich das Gemüt aus den früheren Ereignissen her einfach in sich zusammenfasst, sich von seiner Differenz gegen andere oder seiner eigenen Zwiespältigkeit Rechenschaft gibt oder auch langsam herangereifte oder plötzliche Entschlüsse zur letzten Entscheidung bringt.“
Samstag, 7. August 2010, 10:31 Uhr

Metablogger XXXVIII

. — „Ich kann pergamentenen Herzen nicht das Gefühl für die Notwehr, in der ich lebe, einflößen“, konstatierte Karl Kraus, „für das Sonderrecht einer neuen publizistischen Form und für die Übereinstimmung dieses scheinbaren Eigeninteresses mit den allgemeinen Zielen meines Wirkens.“
Samstag, 7. August 2010, 10:25 Uhr

Metablogger XXXVII

. — „Die größte Eroberung, die der Journalismus in diesem Jahrhundert gemacht hat, das war die Reportage“, meldet Octave Mirbeau, „das heißt, wir haben eines schönen Morgens erfahren, dass Monsieur X weichgekochte Eier zum Frühstück isst und dass Madame Z um drei Uhr ein grünes Kleid, um Mitternacht ein rosa Kleid trägt, diesen Liebhaber, jenen Kutscher hat.”
Samstag, 7. August 2010, 10:19 Uhr

Deformation und Erniedrigung

. — „Journalismus”, verkündete Octave Mirbeau, „erniedrigt alles, deformiert alles, Menschen und Ideen.“ – Das ist heute noch zutreffender. Ein Journalist, der sich nicht ekelt angesichts dessen, was Medienmacher für Journalismus halten, ist keiner, den ich einstellen wollte.
Samstag, 7. August 2010, 10:14 Uhr

Monumentalität und Psychologie

. — Georg Lukács: „Wo die Psychologie beginnt, da hört die Monumentalität auf, und Eindeutigkeit ist nichts anderes als ein bescheidener Ausdruck für das Streben nach Monumentalität. Wo die Psychologie beginnt, da gibt es keine Taten mehr, nur Motive der Taten; und, was der Gründe bedarf, was eine Begründung verträgt, das hat schon alle Festigkeit und Eindeutigkeit verloren.“
Samstag, 7. August 2010, 09:47 Uhr+1

Dialoge VIII

. — Plautus, Amphitruo, Merkur zum Publikum: „Quid contraxistis frontem? quia Tragoediam Dixi futuram hanc? Deus sum: conmutavero Eamdem hanc, si voltis: faciam, ex Tragoedia Comoedia ut sit: omnibus iisdem versibus – Faciam ut conmista sit Tragicocomoedia.“
Samstag, 7. August 2010, 09:27 Uhr

Philosophenwochen IV

. — „Der Jargon geleitet zur positiven Lebenseinstellung der Spießbürger aus Heiratsofferten“, so Adorno, „verlängert anspruchsvoller die ungezählten Veranstaltungen, die den Menschen ein Leben, das ihnen sonst widerwärtig würde und dem sie sich auch nicht gewachsen fühlen, schmackhaft machen wollen.“
Samstag, 7. August 2010, 09:24 Uhr

Philosophenwochen III

. — „Diese absolute Freiheit des Geistes“, weiß Hegel, „die an und für sich in allem, was der Mensch beginnt, von Anfang an getröstet ist, diese Welt der subjektiven Heiterkeit ist es, in welche uns Aristophanes einführt. Ohne ihn gelesen zu haben, lässt sich kaum wissen, wie dem Menschen sauwohl sein kann. – Die Interessen nun, in welchen diese Art der Komödie sich bewegt, brauchen nicht etwa aus den der Sittlichkeit, Religion und Kunst entgegengesetzten Gebieten hergenommen zu sein; im Gegenteil, die alte griechische Komödie hält sich gerade innerhalb dieses objektiven und substantiellen Kreises, aber es ist die subjektive Willkür, die gemeine Torheit und Verkehrtheit, wodurch die Individuen sich Handlungen, die höher hinauswollen, zunichte machen. Und hier bietet sich für Aristophanes ein reicher, glücklicher Stoff teils an den griechischen Göttern, teils an dem atheniensischen Volke dar. Denn die Gestaltung des Göttlichen zur menschlichen Individualität hat an dieser Repräsentation und deren Besonderheit, insofern dieselbe weiter gegen das Partikuläre und Menschliche hin ausgeführt wird, selbst den Gegensatz gegen die Hoheit ihrer Bedeutung und lässt sich als ein leeres Aufspreizen dieser ihr unangemessenen Subjektivität darstellen. Besonders aber liebt es Aristophanes, die Torheiten des Demos, die Tollheiten seiner Redner und Staatsmänner, die Verkehrtheit des Krieges, vor allem aber am unbarmherzigsten die neue Richtung des Euripides in der Tragödie auf die possierlichste und zugleich tiefste Weise dem Gelächter seiner Mitbürger preiszugeben. Die Personen, in denen er diesen Inhalt seiner großartigen Komik verkörpert, macht er in unerschöpflicher Laune gleich von vornherein zu Toren, so daß man sogleich sieht, daß nichts Gescheites herauskommen könne. So den Strepsiades, der zu den Philosophen gehen will, seiner Schulden ledig zu werden; so den Sokrates, der sich zum Lehrer des Strepsiades und seines Sohnes hergibt; so den Bacchus, den er in die Unterwelt hinabsteigen lässt, um wieder einen wahrhaften Tragiker hervorzuholen; ebenso den Kleon, die Weiber, die Griechen, welche die Friedensgöttin aus dem Brunnen ziehen wollen usf. Der Hauptton, der uns aus diesen Darstellungen entgegenklingt, ist das um so unverwüstbarere Zutrauen aller dieser Figuren zu sich selbst, je unfähiger sie sich zur Ausführung dessen zeigen, was sie unternehmen. Die Toren sind so unbefangene Toren, und auch die verständigeren haben gleich solch einen Anstrich des Widerspruchs mit dem, worauf sie sich einlassen, dass sie nun auch diese unbefangene Sicherheit der Subjektivität, es mag kommen und gehen, wie es will, niemals verlieren. Es ist die lachende Seligkeit der olympischen Götter, ihr unbekümmerter Gleichmut, der in die Menschen heimgekehrt und mit allem fertig ist. Dabei zeigt sich Aristophanes nie als ein kahler, schlechter Spötter, sondern er war ein Mann von geistreichster Bildung, der vortrefflichste Bürger, dem es Ernst blieb mit dem Wohle Athens und der sich durchweg als wahrer Patriot bewies. Was sich daher in seinen Komödien in voller Auflösung darstellt, ist, wie ich schon früher sagte, nicht das Göttliche und Sittliche, sondern die durchgängige Verkehrtheit, die sich zu dem Schein dieser substantiellen Mächte aufspreizt, die Gestalt und individuelle Erscheinung, in welcher die eigentliche Sache schon von Hause aus nicht mehr vorhanden ist, so dass sie dem ungeheuchelten Spiele der Subjektivität offen kann bloßgegeben werden. Indem aber Aristophanes den absoluten Widerspruch des wahren Wesens der Götter, des politischen und sittlichen Daseins und der Subjektivität der Bürger und Individuen, welche diesen Gehalt verwirklichen sollen, vorführt, liegt selber in diesem Siege der Subjektivität, aller Einsicht zum Trotz, eines der größten Symptome vom Verderben Griechenlands, und so sind diese Gebilde eines unbefangenen Grundwohlseins in der Tat die letzten großen Resultate, welche aus der Poesie des geistreichen, bildungsvollen, witzigen griechischen Volkes hervorgehen.“

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