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Nolls Marginalien

 

Nolls Passage

Dezember 2010Januar 2011
Freitag, 17. Dezember 2010, 16:35 Uhr

Exit Ghost VII

. — „Wir Menschen, die lesen und schreiben, sind am Ende – wir sind Geister, die das Ende des Zeitalters der Literatur erleben.“
Freitag, 17. Dezember 2010, 16:19 Uhr+1

Exit Ghost VI

. — Dialoge XIII: „Überrascht Sie das?“ – „Nein, es bringt mich um.“ – „Warum?“ – „Ach, Jamie.“ – „Wollen Sie es nicht sagen?“ – „Was sagen?“ – „Warum es sie umbringt.“ – „Weil ich verrückt nach Ihnen bin.“ – „Das wollte ich nur mal hören.“ – (Nach einer langen Pause, in der hauptsächlich er es ist, der Schmerz empfindet, bei ihr überwiegt Neugier.) – „Ich bin mit so viel Autorität hierhergekommen. Und ich gehe ohne jede Autorität.“ – „Fühlt es sich gut an?“ – „Ein Mann, den alles verwirrt, was er einst so gut kannte, ist jetzt obendrein ein verlorener Mann. Ich gehe.“ – „Solange Sie mit mir allein sind, wird es nie besser werden.“ – „Das kann es auch nicht.“ – „Je besser es wird, desto schlimmer wird es.“ – „So sieht es aus. Ja.“
Freitag, 17. Dezember 2010, 16:13 Uhr

Exit Ghost V

. — „Aber ist der Schmerzquotient nicht schon erschreckend genug ohne die fiktionale Verstärkung, ohne die künstliche Intensität von Dingen, die im wirklichen Leben flüchtig und manchmal sogar unbemerkt sind? Bei manchen nicht. Für sehr, sehr wenige Menschen stellt diese zögernd aus dem Nichts erscheinende Verstärkung die einzige Sicherheit dar, und das Ungelebte, die ausformulierte und zu Papier gebrachte Mußmaßung, ist das Leben, das letztlich am schwersten wiegt.“
Freitag, 17. Dezember 2010, 16:02 Uhr+1

Exit Ghost IV

. — Dialoge XII: „Es ist eine Krankheit. Ein Fieber. Ich kann es nur erklären, indem ich sage, dass ich mit Ihnen allein in einem Zimmer sein will. Ich will in Ihrem Bann sein.“ – „Das freut mich. Es freut mich, dass Sie bekommen haben, was Sie wollen. Das ist gut.“ – „Es ist herzzerreißend.“ Und dann: „Für einen Mann wie mich ist eine Begegnung wie diese überwältigend.“ – „Das will ich nicht. Es tut mir leid, wenn ich Sie überwältigt habe.“ – „Schade, dass ich sie nicht überwältigen konnte.“ – „Sie haben mir eine Freude gemacht.“ – „Wie gesagt: Das hier zerreißt mir noch das Herz, und darum muss ich jetzt gehen.“ – „Danke, dass Sie gekommen sind.“
Freitag, 17. Dezember 2010, 15:30 Uhr+1

Exit Ghost III

. — „Die Absurditäten drangen von allen Seiten auf mich ein, und mein Herz schlug mit verrückter Ungeduld, als könnte die medizinische Behandlung, die meine Inkontinenz mildern sollte, irgend etwas gegen meine Impotenz bewirken, was sie natürlich nicht konnte – als hätte sich, ganz gleich, wie sexuell ungeübt und unfähig ich nach elfjähriger Abwesenheit sein mochte, der durch die Begegnung mit Jamie geweckte Trieb mit wildem Ungestüm als die eigentliche Lebenskraft zurückgemeldet. Als gäbe es in der Gegenwart dieser jungen Frau Hoffnung.“
Freitag, 17. Dezember 2010, 15:09 Uhr

Exit Ghost II

. — „Dennoch setzte ich meinen Weg fort – vorbei an den Menschenmengen vor dem Lincoln-Center, denen ich mich nicht anschließen wollte, an den Kinokomplexen, deren Filme ich nicht sehen wollte, an Geschäften für Lederwaren und Feinkost, deren Produkte ich nicht kaufen wollte –, nicht willens, gegen die überwältigende, verrückte Hoffnung auf Verjüngung anzukämpfen, die verrückte Hoffnung, dass die Behandlung das stärkste Symptom meines Verfalls beseitigen würde, und in dem Bewusstsein, dass ich einen Fehler beging, indem ich, ein Mann, der dem dauerhaften Kontakt mit anderen Menschen und seinen Möglichkeiten entsagt hatte, zurückkehrte und mich der Illusion hingab, ich könnte nochmal neu beginnen. Und zwar nicht aufgrund meiner individuellen mentalen Fähigkeiten, sondern durch eine Modifikation meines Körpers, die das Leben wieder grenzenlos machen würde. Natürlich ist das falsch, ist das verrückt, dachte ich, aber wenn es so ist, was ist dann das richtige, das Gesunde, und wer bin ich, zu behaupten, ich hätte je genug gewusst, um das Richtige zu tun? Ich habe getan, was ich getan habe – das ist alles, was man weiß, wenn man zurückblickt. Ich selbst habe mir diese Prüfung geschaffen, aus meiner eigenen Inspiration heraus, meiner eigenen Unfähigkeit – die Inspiration war die Unfähigkeit –, und höchstwahrscheinlich tue ich nun wieder dasselbe. Und das auch noch in dieser wahnwitzigen Eile, als fürchtete ich, meine Verrücktheit könnte jeden Augenblick verschwinden, so dass ich nicht mehr imstande wäre, das zu tun, was ich tue und was ich, wie ich nur zu gut weiß, nicht tun sollte.“ — Auch ein Beitrag zur Dummkopftheorie.
Freitag, 17. Dezember 2010, 14:56 Uhr+2

Exit Ghost

. — „Den Impuls, in dieser Welt zu sein und zu ihr zu gehören, hatte ich längst abgetötet.“ So Philip Roth. „Ich hatte mich, wie gesagt, nicht ohne Schwierigkeiten an das Leben eines Einsiedlers gewöhnt; ich kannte seine Prüfungen und Belohnungen, hatte die Palette meiner Bedürfnisse an die Beschränkungen angepasst, hatte Aufregungen, Intimitäten, Abenteuer und Widersprüche längst zugunsten von Lesen, Arbeit und einem ruhigen, beständigen und berechenbaren Kontakt mit der Natur aufgegeben.“
Dienstag, 14. Dezember 2010, 10:34 Uhr

Interrupt

. — Zunächst Franz: „Frisch also! Mutig an’s Werk!“ Sodann werten Lesern herzlich gewünscht ein

Frohes Weihnachten und famoses 2011
Freitag, 10. Dezember 2010, 15:09 Uhr

Dialoge XI

. — Aristophanes, Die Wolken, in der Denkboutique: „SOKRATES: Willst mit den Wolken du dich unterhalten, die unsre Götterwesen sind? – STREPSIADES: Recht gern. – SOKRATES: Dann setz dich hier auf diesen heiligen Schragen. (Auf ein wackliges Sofa deutend.) – STREPSIADES: Schau her, schon sitz ich.“ — „STREPSIADES: Herzliebes Goldsokratchen! – SOKRATES: Was denn, Alter?“
Freitag, 10. Dezember 2010, 12:24 Uhr

Metablogger XLIII

. — „So gerecht man zu anderen sein muss, so wahr muss man zu sich selber sein – das schuldet der Ehrliche seiner eigenen Würde.“ (Jean-Jacques Rousseau)
Freitag, 10. Dezember 2010, 12:05 Uhr

Metablogger XLII

. — Jean-Jacques Rousseau, Träumereien eines einsames Spaziergängers: „Sollte ich in meinen allerletzten Erdentagen mich noch in der nämlichen Verfassung wie jetzt befinden – was ich doch hoffe –, so werde ich, wenn ich diese Zeilen lese, das gleiche Vergnügen empfinden, das ich bei ihrer Niederschrift verspüre, und indem sie mir dergestalt die Vergangenheit zurückrufen, wird ihre Lektüre sozusagen mein Leben verdoppeln.“
Freitag, 10. Dezember 2010, 11:21 Uhr

Dialoge X

. — Aristophanes, Die Frösche, auf dem Unterweltsee: „DIONYSOS: Brekekekex koax koax! Das habe ich euch jetzt abgelernt! – CHOR DER FRÖSCHE: O weh, da können wir ja was erleben! – DIONYSOS: Und ich erst! – CHOR DER FRÖSCHE: Brekekekex koax koax! – DIONYSOS: Lamentiert nur so fort, mich kümmert’s nicht! – CHOR DER FRÖSCHE: Gut, dann schreien wir noch lauter, was die Kehle hergibt, soll’s so sein, den lieben langen Tag. – DIONYSOS (brüllend): Brekekekex koax koax, damit kriegt ihr mich nicht klein! – CHOR DER FRÖSCHE: Und du uns bestimmt auch nicht! – DIONYSOS: Und ihr mich erst recht nicht! Wenn es auch den ganzen Tag so fortgehen sollte, ich will quaken, bis ich euch mit eurem eigenen Koax mundtot gemacht habe. (Noch lauter.) Brekekekex koax koax! (Frösche verschwinden.) Wusste ich’s doch, dass ich euch euer Koax noch austreiben würde!“
Donnerstag, 9. Dezember 2010, 18:53 Uhr

Dialoge IX

. — „Sie sind ein gerissener Bursche, Freundchen, das muss man Ihnen lassen. Sie haben mich glatt hinters Licht geführt.“ – „Deswegen muss ich noch lange nicht gerissen sein.“ (In: Raymond T. Chandler, Blutiger Wind)
Donnerstag, 9. Dezember 2010, 17:04 Uhr

Grillparzers Franz III

. — Studien zur Litteratur: „Leitet das Sumpfwasser ab und trampelt erst den Boden fest, dann komme wohl auch ich hin, darauf zu tanzen.“
Sonntag, 5. Dezember 2010, 16:14 Uhr+4

Qualitätsbewusstsein

. — „Da Printmedien nur langfristig eine Überlebenschance haben“, bemerkt Michael Spreng im November im Journalist, „wird irgendwann auch der größte Sparfuchs und der schlimmste Controller merken, dass sich ein von der ersten bis zur letzten Seite auf Rendite getrimmtes Produkt nicht mehr verkauft. Insofern werden wir bei stark sinkenden Auflagen eine Renaissance der Qualität erleben. Alle, die da nicht mithalten können, werden verschwinden.“
Samstag, 4. Dezember 2010, 18:42 Uhr

Fräuleinwunder II

. — Wenn sie sagt, dass sie auf den Arm möchte, und Du sie dann auf den Arm nimmst, ist ihr das auch nicht recht.

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