Samstag, 25. April 2015, 10:32 Uhr
Berufsgeheimnis
. — Kommt Kunde mit einem besorgniserregenden Phrasenpalaver und fragt, ob man das leisten könne, denke ich: „If you hum a few bars, I’ll try to fake it.“
Mittwoch, 22. April 2015, 10:57 Uhr
Leine II
. — „Das Zeitalter des Fortschritts hat Dämonen entfesselt, / von denen dem Mittelalter / nicht einmal träumte.“ – Ryszard Krynicki, eb
d.
Mittwoch, 22. April 2015, 10:35 Uhr
Leine
. — „Ich bemerke seit einiger Zeit, / wenn ein Besitzer nach seinem Hund pfeift, // dreht sich die Mehrzahl der Passanten um.“ –
Ryszard
Krynicki. In: Stein aus der neuen Welt.
Samstag, 11. April 2015, 14:56 Uhr
Delebimus
. — „Und das letzte Wort, das sie vor ihrem Ende aussprechen, wird mein Name sein.“ – Nikita. In: N
ikita 1, 2.
Freitag, 10. April 2015, 15:54 Uhr+1
Unterlassung II
. — „The world is full of assholes. Why would I want to connect with that?“ – Mary Shannon. In: In plain Sig
ht 1, 12.
Donnerstag, 9. April 2015, 19:17 Uhr
Unterlassung
. — „One way or another, I am going to nail that guy. I mean literally. Flay him, nail his hide to a tree, spread it with jam, then watch the squirrels go to town.“ – Mary Shannon. In: In plain Si
gh
t 1, 6.
Montag, 6. April 2015, 17:28 Uhr
Wertverlust
. — Hans Ho
ff, Schwanengesang: „Ich möchte mich verabschieden vom Journalismus. Er war mir jahrzehntelang ein treuer Weggefährte. Er gab mir Halt, er zimmerte mir Leitplanken, die dafür sorgten, dass ich nicht vom Weg abkam. Ich konnte mich geborgen fühlen, aufgehoben in einem Ordnungssystem, das für Werte stand. Zu diesen bekannte sich die Mehrheit meiner Kollegen, weshalb ich es als ehrenhaft empfand, mich als Journalist bezeichnen zu dürfen. Das ist vorbei.“ — Ausverkauf des Journalismus. Extinktion der Ideale. Schwund der Ehre.
Freitag, 3. April 2015, 14:20 Uhr
Hues of oliv III
. — „Aber hier ist niemand, mit dem ich reden kann; hier bin nur ich allein, nur mir selbst kann ich von meiner Unschuld erzählen, von meinen Ausbrüchen, meiner Aufrichtigkeit und der extrem kurzen Zeit der Seligkeit, die ich im ersten wirklichen Jahr meines Daseins als Mann und dem letzten Jahr meines Lebens erleben durfte. Dieser Drang, gehört zu werden, und niemand da, der mich hört! Ich bin tot. Der unaussprechliche Satz ist hier ausgesprochen.“ [= Metablogger LIX]
Freitag, 3. April 2015, 14:19 Uhr
Hues of oliv II
. — „Demütigung war für diese Jünglinge ein Fremdwort, während wir anderen ständig darunter zu leiden hatten wie unter einer lästigen Mücke, die sich nicht verscheuchen ließ. Was hatte die Evolution im Sinn, wenn sie nur einen von einer Million Jungen so schuf wie den, der da jetzt vor mir stand? Was für eine Funktion konnte ein dermaßen gutes Aussehen haben, wenn nicht die, auf die Unvollkommenheit aller anderen aufmerksam zu machen?“
Freitag, 3. April 2015, 12:56 Uhr+1
Hues of oliv
. — Olivia Hutton, bei jeder Veränderung ihres Gesichtsausdrucks: „Sie war nicht nur ein schönes Mädchen, sie war fünfundzwanzig verschiedene schöne Mädchen.“ – Philip Roth, in einer grandiosen Novelle, mit dem etwas unglücklichen Titel „Empörung“. Ungehaltenheit wäre präziser, ist aber etwas sperrig. – Der Held zum Dekan: „Das alles ist meine Privatangelegenheit, ebenso wie meine sozialen Kontakte und mein Leben überhaupt. Ich verstoße gegen kein Gesetz, mein Verhalten fügt niemandem Schmerz oder Schaden zu, und mit nichts, was ich getan habe, habe ich irgend jemandes Rechte verletzt. Wenn hier irgend jemandes Rechte verletzt werden, dann meine.“
Donnerstag, 2. April 2015, 11:27 Uhr+1
Achtlosigkeit, gemeingefährliche
. — „Angst beherrscht diese Erinnerungen, ständige Angst. Natürlich hat jede Kindheit ihre Schrecken, doch ich frage mich, ob ich als Kind nicht weniger Angst gehabt hätte, wenn Lindbergh nicht Präsident oder ich nicht das Kind von Juden gewesen wäre.“ – Philip
Roth,
Verschwörung gegen
Amerika. — Der Vater: „Die leben in einem Traum, und wir leben in einem Alptraum.“
Donnerstag, 2. April 2015, 09:46 Uhr
Handwerk und mehr
. — „Journalismus ist nach meinem Verständnis“, so Stefan Hans Kläsener in der Nordspitz
e 02/2015, „zu 80 Prozent Handwerk, zu 20 Prozent ist er auch Kunst.“ – Das dürfte für den gemeinen Journalismus kaum zutreffen, für Essays oder Kritiken à la Walter Benjamin hingegen durchaus. Allerdings gibt es derlei heuer nicht mehr.